Macht man eigentlich mit einer Hobbyzucht einen Gewinn?


Diese Information schreibe ich nun nieder, da es tatsächlich aktuell passiert, dass meine Kleinanzeigen laufend als gewerblich gemeldet und sie danach gelöscht werden. Die Gründe kann man sich denken, ich möchte niemanden etwas unterstellen.

 

Vielleicht zeige ich durch diesen Reiter aber auch denjenigen, die selbst eine Zucht beginnen möchten,  auf, was eine artgerechte und liebevolle Kaninchenzucht eigentlich kostet. 

 

Zunächst kann man das gesetzliche dazu im Internet nachlesen. 

Es ist zum Beispiel sogar vorgeschrieben, dass man seine Tiere den Bedürfnissen entsprechend, die sie haben, haltet. Man muss sie angemessen ernähren, pflegen und auch unterbringen. Die Bewegung darf nicht eingeschränkt sein, vermeidbare Leiden oder Schäden müssen vermieden werden. Zusätzlich sollte man über die erforderlichen Kenntnisse der Kaninchenzucht verfügen. Im Reiter "Nur einmal Kaninchenbaby's" könnt ihr hier mehr dazu lesen.

 

Wenn ich mir so manche Anzeigen ansehe, bin ich einfach nur traurig darüber. Kaninchen mit gelben Schnupfernasen, geröteten und entzündeten Augen, dreckigen Pfoten... Hier bin ich jemand, der so etwas absolut nicht versteht. Bei einer artgerechten und liebevollen Zucht wird darauf geachtet, keine Schnupferkaninchen zur Zucht zu zunehmen und bei Krankheiten sofort zum Tierarzt zu gehen. Sehr viele Kaninchen tragen Zahnfehler in sich. Hier wird darauf geachtet, nur bekannte Linien zu benützen. Natürlich sieht man nie in ein Tier hinein, sollte es aber einmal der Fall sein, dass etwas auftritt, ist die gesamte Linie sofort aus der Zucht zu nehmen.

 

Nun aber weiter  zum gesetzlichen:

Ein Gewerbe ist dann anzumelden, wenn die Rasse- und Hobbykaninchenzüchter ihre Tiere vorwiegend für Erwerbszwecke halten.

Eine genauere Definition gibt es nicht.

 

Aber kann man mit einer artgerechten Zucht, wie in meinem Fall mit den Löwenköpfchen überhaupt einen Gewinn erzielen? 
Hier habe ich eine klare Antwort, die ich nachfolgend auch noch erläutern kann: NEIN!

Tatsächlich zahle ich jährlich ca. 1.500,00 - 2.000,00 Euro (nachweislich mit Rechnungen) drauf. Die Kaninchenzucht ist ein sehr teures Hobby, auch wenn der Preis der Jungtiere "teuer" erscheint, es ist nur sprichwörtlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Wem dieser Preis zurückschreckt, der wird den Tieren auch keine artgerechte Haltung bieten.

 


Nachfolgend erfährt ihr über die groben Kosten einer Zucht:


1. Der Stallbau und das Gehege

Du wirst es dir denken, zuerst benötigt man Ställe, in die sich die Kaninchen aus dem Gehege zurückziehen können, wenn es mal regnet, oder um dort ihre Jungtiere zu bekommen. Der Stall auf dem Bild ist eine Erweiterung, so dass nun meiner Gruppe ein weiteres Zimmer als Rückzugsort zur Verfügung steht. Dieses Zimmer befindet sich ganz oben und es wäre im Notfall möglich, es mit einem kleinen Türchen kurzfristig zu schließen, fall eine unterwürfige Häsin beim Werfen lieber ihre Ruhe haben möchte. Die zwei Stockwerke unten ist für den Rammler gedacht. Bedenkt hierbei, dass so ein großer Stallbau schnell in mehrere hundert Euro gehen kann. Das Material hierzu, wenn man hochwertiges verwenden möchte, so dass dieser auch länger hält, ist nicht gerade günstig. Zusätzlich benötigt der Stall ein Wetterfestes Dach und eine Türe mit einem mind. 1,2 mm Draht, so dass ihn schlimmstenfalls Marder und andere Tiere nicht klein kriegen. 

Nun ist es aber damit nicht getan. Der Stall benötigt eine artgerechte Einrichtung, wie Heuraufen, Kloboxen, Näpfe, Häuschen für die Rückzugsmöglichkeit. Natürlich benötigen die Toiletten eine regelmäßige Pflege. Je nach Bedarf werden diese geleert, desinfiziert und gereinigt. Es kann auch mal etwas daneben gehen. Daher ist es erforderlich, ca. 1 Mal pro Woche auch den Stall zu wischen. Hierzu verwende ich unter anderem Rhodasept, EM Blond, Essigessenz und Pril um auch diesen zu desinfizieren. Geschätzt benötige ich für die Toiletten und den Desinfektionsmitteln, inkl Schwämme ca. 300,00 Euro pro Jahr.

Nun ist das aber noch nicht alles. Meine Kaninchen können jederzeit frei entscheiden, ob sie lieber im Freigehege, oder im Stall sein möchten. Auch das Freigehege benötigt eine artgerechte Einrichtung. Rückzugsmöglichkeiten in Form von Häuschen, Tunnel zum Spielen, ein Sandkasten, Futterschalen, Wassernäpfe, dies gehört hier alles dazu. Der Sand hierzu wird mindestens 1 Mal im Monat ausgetauscht. Da unser Sandkasten ein wenig größer ist, passen mit einer Füllung ca. 100 Kilo Sand hinein. Somit ist man alleine beim Sand mit ca. 130 Euro dabei.

Nun ist man aber noch nicht ganz fertig. In meinem Fall hieß es ca. 13 qm zu pflastern, dass die Kaninchen sich nicht rausbuddeln und gleichzeitig auch keine Tiere von außen hineindringen können. 

Wer jetzt denkt, gut, jetzt ist alles fertig, der irrt. Zusätzlich zum täglichen Kehren und regelmäßigem Desinfizieren, werden immer wieder gewisse Einrichtungen erneuert und in Stand gesetzt. Neue Näpfe besorgt und neues Spielzeug eingekauft. Kaninchen sind sehr schlaue Tiere, die es lieben, beschäftigt zu werden. Dem möchte ich auf jedem Fall gerecht werden.


2. Die Fütterung

Dies ist wohl der größte laufende Posten in meiner Zucht. Meine Kaninchen werden artgerecht und OHNE Pellets ernährt. Ich benütze kein handelsübliches Trockenfutter, da hier die meisten Pellets und andere Zusatzstoffe enthalten sind, die die empfindlichen Kaninchenmägen schlecht oder teilweise gar nicht vertragen. Wenn sie überhaupt angenommen werden, machen sie durch das Aufquellen im Magen die Kaninchen schnell satt. Sie fressen weniger Blättriges oder Heu. Die Folge: Der Zahnabrieb kann nicht mehr stattfinden. Tatsächlich sind die meisten Zahnfehler auf falsche Fütterung zurückzuführen. Zusätzlich können sie bei einer Pelletsfütterung nicht mit Kohlsorten gefüttert werden. Gerade diese eignen sich aber perfekt für den Zahnabrieb und sind eine sehr gute Winterfütterung. Auch nasse Kleesorten vertragen die Zwerge im Sommer ohne Pellets problemlos.

 

Demnächst wird es auch noch eine Info-Seite über ein artgerechtes Futter auf meiner Homepage geben.

 

Grundlage beim Futter sollte überwiegend Blättriges sein. Dazu zählt vor allem im Winter Heu, Stroh, blättriges Gemüse, frische Kräuter und, wenn es zum Wachsen beginnt, Zweige mit Knospen. Im Sommer erhalten meine Zwerge täglich frische Wiese und wenn es erforderlich ist, weil z. B. gerade gemäht wurde auch zusätzlich Gemüse.

 

Wenn die Wiese im September spärlicher wird, beginne ich ein Abo bei der Kaninchenkiste. Hier kann ich zwischen vielen Gemüse- und Kräutersorten wählen, was ich meinen Kaninchen zur Verfügung stellen möchte. Dieses Abo läuft dann bis ca. April. Ich erhalte meine Lieferungen wöchentlich. Enthalten sind ca. 20 verschiedene Gemüse- und Kräutersorten, wie z. B. Grünkohl, Spitzkohl, Blumenkohl, Brokkoli, verschiedene Salate, Bundmöhren, Petersilie, Sellerie, Dill usw. Dies kostet ca. 45,00 Euro pro Woche. Jährlich gesehen gebe ich somit ca. 1.500,00 Euro alleine an Gemüse aus. Plus die Einkäufe im Sommer, wenn ich etwas dazu verfüttern möchte. 

Nun genügt aber auch dieses Grünfutter nicht. Ca. alle 1,5 Wochen bestelle ich bei Nösenberger ein artgerechtes Trockenfutter (15 Kilo), das genau auf die empfindlichen Kaninchenmägen ausgerichtet ist. Ein Sack beläuft sich auf ca. 28 Euro. Jährlich gesehen summiert sich das, wenn ich die Ausnahmen im Sommer nicht mit hinzurechne, von September bis April auf ca. 600,00 Euro.

Zusätzlich benötigen die Zwerge in dieser Zeit pro Monat ca. 20 Kilo Heu plus Stroh. Zum Einen für die Fütterung, für die Einstreu und zum Nestbau. 

 

Wie du erkennen kannst, ist die artgerechte Fütterung nicht gerade das Günstigste. Dies muss es einem richtigen Züchter allerdings wert sein. Denn abgegeben werden sollten nur futterfeste und gesunde Kaninchen.


3. Der  Tierarzt

Wie es sich wahrscheinlich erahnen lässt, benötigen nicht nur wir Menschen ab und an mal einen Arzt. Auch Kaninchen sind Lebewesen. Es ist wichtig, dass man sich darum kümmert, dass sie regelmäßig die erforderlichen Impfungen erhalten und auch im Krankheitsfall versorgt werden.

 

An erster Stelle stehen hier für die Grundlage die Impfungen gegen Myxomatose, RHD1 und RHD2. Dies sind Erkrankungen, die ansonsten sehr schnell zu einem qualvollem Tod führen. Aufgrund der Wichtigkeit wird es auch bald hierzu einen extra Reiter mit Informationen dazu geben.

Meine Tiere werden bereits im Alter von 4 Wochen gegen RHD1 und RHD2 grundimmunisiert. Mit 6 Wochen erfolgt die Grundimmunisierung gegen Myxomatose. Im Alter von ca. 12 - 13 Wochen erhalten sie dann die 2. Impfung, die so nachweislich die beste Immunisierung darstellt. Danach gehören die Impfungen in regelmäßigen Abständen, je nach Impfstoff 1 Mal jährlich oder halbjährlich aufgefrischt. Bei der Abgabe meiner Zwerge erkläre ich dies immer näher. Das die Impfungen und Grundimmunisierungen nicht kostenlos ist, das denke ich, ist jedem bewusst. Viele Züchter behaupten dadurch, dass ein gewisser Nestschutz besteht. Zum Teil ist das richtig, aber der Nestschutz ist z. B. gegen RHD2 nicht ausreichlich vorhanden. Dadurch geben die meisten Züchter ihre Kaninchen ungeimpft ab. Mir ist es allerdings sehr wichtig, dass auch das Thema Impfung richtig gehandhabt wird. Keines meiner Zwerge soll an diesen Krankheiten sterben müssen. Die Impfkosten für meine Tiere und auch die Jungtiere belaufen sich auf eine fast 4stellige Zahl jährlich. Zusätzlich, dass die Impfungen auch angenommen werden, sollte regelmäßig eine Kotprobe gemacht werden. 

 

Hier sind wir auch schon bei den Erkrankungen angelangt. Bei den meisten Erkrankungen genügt es nicht, nur ein einzelnes Tier zu behandeln. Die meisten sind ansteckend und somit muss die ganze Gruppe behandelt werden. Egal ob groß oder klein oder wie viele sich aktuell in der Gruppe befinden. Dies ist nicht nur zeitlich ein großer Aufwand, den ich absolut nicht scheue, sondern auch ein großer Kostenfaktor, der plötzlich dazukommen kann. Je nach Gesundheitszustand variieren die Kosten natürlich. Können aber auch schnell mal in ein paar 100 Euro umschlagen. Dies wird bei jedem, der eine Kaninchenzucht haben möchte, so sein. Ein Züchter, der behauptet, bei ihm ist noch nie etwas gewesen, der ist kein richtiger Züchter. Wie oben erwähnt, es sind Lebewesen. Es ist ganz normal, dass sie einmal krank werden. 

 

Wenn die Männchen im Kastrationsalter sind, aber noch nicht vermittelt, muss man die Kastrationskosten natürlich vorstrecken. Hierzu kann ich nur sagen, dass ich gerne die Kastration für die neuen Halter übernehme, da ich die erforderliche Erfahrung habe, die Gebühren hierzu aber 1:1 weitergebe. Ich verdiene keinen Cent daran und verlange nicht einmal Fahrtkosten zum Tierarzt. Hier steht für mich einfach das Wohl der Tiere und dass es ihnen gut geht im Vordergrund.

 

Zusätzlich kann es natürlich auch einmal passieren, dass die Zwerge am Wochenende erkranken. Eine Notfallapotheke sollte hier jeder Züchter zu Hause haben und es auch in dringlichen Fällen nicht scheuen, in die Notfalltierklinik zu fahren. Das hier dann zusätzliche Gebühren anfallen ist nachvollziehbar. 

 

Zum Glück war es bei mir bisher noch nicht der Fall. Es kann aber jederzeit einmal vorkommen, dass eine Häsin bei der Geburt Probleme hat und die Baby's nicht von alleine auf die Welt kommen. In diesem Fall muss man mit der Häsin sofort zum Tierarzt. Die Baby's werden dann mit einem Kaiserschnitt geholt und gleichzeitig wird die Häsin kastriert. Die Kosten hierfür belaufen sich je nach Fall zwischen 200,00 und 300,00 Euro.

 

Man sollte also als Züchter gerade für den Krankheitsfall ein paar 100,00 Euro als Reserve bei Seite haben, denn wann ein Kaninchen oder die Gruppe erkrankt weiß man nie. Schnell kann das richtig ins Geld gehen. Ein Tierarztbesuch sollte auf keinen Fall gescheut werden und ist sehr wichtig für die Tiere.

 

Einen kleinen Hinweis möchte ich hierzu noch geben: Kaninchen sind Meister des Versteckens von Krankheiten. In freier Wildbahn würde ihnen ansonsten der Gruppenausstoß drohen oder sie sind anfälliger gegen Feinde. So erkennt man viele Krankheiten erst, wenn man seine Tiere regelmäßig, bestenfalls 1 Mal pro Woche kontrolliert und gut beobachtet. Dann merkt man schnell, wenn sich das Kaninchen ein wenig anders verhält.


4. zusätzliche Kosten

Unter den Punkten 1-3 habe ich nur die größten Punkte aufgeführt, die am Meisten ins Gewicht schlagen. Um die Genetik und die möglichen Krankheiten der Zwerge eindringlich zu lernen habe ich mir diverse Fachbücher gekauft. Zusätzlich stöbere ich immer mal gerne wieder um neue Gegenstände. Sei es neue Tunnel, die mir besonders gefallen, neue Wassernäpfe, Häuschen, weiteres Spielzeug, oder auch eine weitere Erweiterung für das Freigehege. Meine Zwerge werden laufend neu umsorgt und beschäftigt. So wird ihnen auf keinen Fall nicht langweilig. Und sie danken es einem, indem dass sie sofort auf uns zulaufen, sobald wir das Gehege betreten. Zum Einen erhalten sie dann noch einmal einen zusätzlichen Auslauf, wenn wir das Tor öffnen und zu Hause sind und zum Anderen gibt es auch Streicheleinheiten, die die Kleinen richtig genießen. Die ganzen Dankbarkeiten, die man den Zwergen ankennt, ist es wert, dass man die Zwerge artgerecht hält. Dies ist mir auch bei den zukünftigen Haltern der Zwerge wichtig. Kein Kaninchen sollte in einem Käfig eingesperrt sein oder gar ein ganzes Leben alleine gehalten werden. 

 

Auch die Homepage schlägt jährlich mit 120,00 Euro zu Buche. Diese ist mir aber wichtig, um dir meine Zucht zu zeigen, so dass du einen ersten Eindruck bekommst und auch Kaninchenhalter über die richtige Haltung und Pflege zu informieren. Dies macht mich noch lange nicht gewerblich. Jeder hat die Möglichkeit, seine Tiere, mit viel Geduld schön zu fotografieren und sich eine Homepage einzurichten.


5. Fazit

Wie man anhand der Punkte schnell erkennen kann, ist eine liebevolle und artgerechte Hobbyzucht nicht gerade das günstigste Hobby.  Wie oben erwähnt, sind die Einnahmen der Baby's hier nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Meine Häsinnen sind KEINE Geburtsmaschinen. Sie bekommen nur Baby's, wenn sie es selbst unbedingt wollen. Daher habe ich auch nicht immer Abgabetiere. Gerade im Winter legen die Zwerge gerne von sich aus eine Zuchtpause ein. Zusätzlich ist es mir wichtig, dass sie sich, vor einem erneuten Wurf ausgiebig erholt haben. Denn Baby's großzuziehen erfordert viel Kraft für die Häsin.

 

Ich werde niemals so viele Abgabetiere haben, die die o.g. Kosten auffangen. Das will ich aber auch nicht. Ich will ja auch jedem einzelnem Tier gerecht werden und mich um das Tier kümmern können. Das Einzige, was mir wirklich wichtig ist:

Meinen Tieren soll es gut gehen - und wenn ich schon Tiere in die Welt setze, habe ich und auch die neuen Halter dafür Sorge zu tragen, dass sie ein schönes und liebevolles zu Hause haben, bei denen sie artgerecht gehalten und gepflegt werden. 

 

 

Eine artgerechte, liebevolle Hobbyzucht ist also NIEMALS mit Gewinn möglich!